Lindores Abbey - Exklusives Online Fachhändler Tasting

04. Juni 2021

Es dauert nicht mehr lange, als das in Deutschland der erste Whisky von Lindores Abbey erscheint und somit hatte die Prineus GmbH (der Importeur und Vertrieb für Deutschland) im Vorfeld zum exklusiven Lindores Abbey Online Tasting für Fachhändler geladen. Als Blogger zähle ich sicherlich nicht zu den Händlern, habe mich aber dennoch sehr über die Einladung zum dem Online-Event gefreut, über das ich im Folgenden kurz berichten werde und meine unabhängigen Tasting Notes & Eindrücke zu den verkosteten Samples aufführen möchte.

 

Die "Wiege des Scotch" lies man hier und da, wenn man sich über die relativ neue Lindores Abbey Brennerei informiert. Der Grund dafür findet sich in einer "Exchequer Roll" (eine Art Steuerregister) aus dem Jahr 1494 - die früheste schriftliche Quelle mit einem Hinweis auf Scotch Whisky oder eher gesagt auf Aqua Vitae. Erwähnung findet hier der Lindores Mönch Bruder John Cor, der von König James IV. beauftragt wurde, "eight bolls of malt" in Aqua Vitae umzuwandeln (heut ca. 500 kg Malz - reichen für die Herstellung von knapp 400 Flaschen Whisky).

 

Heute wird an dieser Stelle in den Lowlands nach mehr als 500 Jahren wieder Whisky gebrannt. Der erste Spirit begann im Jahr 2017 aus den kupfernen Brennblasen in der Lindores Abbey Distillery zu fließen. Nach einer Wartezeit von 3 Jahre hat die Brennerei mittlerweile nun offiziell Whisky in ihren Fässern und die Mitglieder der 1494 Society konnten sich bereits über den ersten Whisky freuen, der heute für richtig viel Geld gehandelt wird (nicht selten über EUR 1.000) obwohl noch Plätz in der Society frei sind und die Mitgliedschaft für 500 Pfund eine solche Flasche beinhaltet. Der New Make wurde in der Zwischenzeit sogar zum besten Schottlands gekürt!

 

Die Gerste für den Whisky wird in Fife angebaut (locally grown barley), gemälzt und in Maisbottichen der Firma Forsyths of Rothes eingemaischt. Seit dem Juni 2019 wird die Gerstensorte Concerto auf zwei angrenzenden Bauernhöfen angebaut, dessen Felder ursprünglich zu der Abtei gehörten. Insgesamt sind drei kupfernde Forsyths Potstills installiert - eine Wash Still und 2 kleinere Spirit Stills, von denen man sich einen höheren Kontakt des Alkoholdampfes zum Kupfer erhofft, um unbequeme Aromen zu binden.

 

Übrigens: Der erste Release wird auf 12.500 Flaschen weltweit limitiert sein.


Das Tasting und die Samples

Das Tasting wurde vom Gründer & Managing Director der Lindores Abbey Brennerei Mr. Drew McKenzie Smith, Brand Home Managerin Helen McKenzie Smith und dem Sales Manager/Export Manager Tim Forster geleitet, die ihren Job fantastisch gemacht und zu einem unterhaltsam Abend beigetragen haben. Neben dem Aqua Vitae (mit regionalen Gewürzen und Kräutern infusionierter New Make) und New Make umfasste das Line-Up drei Fassproben, die aus den drei grundsätzlich verwendeten Fasstypen: Bourbon Hogshead, Oloroso Sherry Butt und STR Wein Barrique Fass stammen. Im Nachfolgenden lest ihr meine Tasting Notes und Eindrücke zum New Make und den drei Fassproben:

 

1. New Make (63,5%)

Nosing: In der Nase äußerst fruchtig und dicht an Aromen. Unreife Pfirsiche, Pflaume, Birne, etwas Getreide sowie leicht flambierte Orangenzeste. Der Alkohol ist klasse eingebunden und nicht spürbar. Die Nase macht Lust auf mehr!

Taste: Super cremige Textur, ja fast ölig! Ein würziger Antritt und auch hier dominiert die Frucht in Form von Pfirsichen und Birne. Es gesellt sich Malz, dezente Brotaromen (frisch gebackenes Brot) sowie im Hintergrund etwas Nuss und Kakao hinzu. Ich finde ihn für 63.5% erstaunlich weich!

Finish: Verhältnismäßig kurz. Malz, etwas Honig und leicht nussig.

Fazit: Ein wirklich gelungener New Make mit einer tollen cremigen Textur, die mir in Erinnerung bleiben wird. Der New Make ist bereits sehr reich an Aromen und gibt einen super Auftakt!

 

2. Bourbon Cask Sample (62,3%)

 

Nosing: Wüsste ich es nicht besser, so würde ich denken ich hätte geschmolzene Vanille Eiscreme mit einem Stück Käsekuchen auf dem Teller. Das Ganze übergossen mit warmer Erdbeersoße, garniert mit Mandarinen. Ich vernehme erfrischende Zitrusaromen, leicht florale Noten in Richtung Heidekraut, unreife Bananen, etwas süßliches Gebäck und Toffee. Wow, die Nase ist mal komplex!

Taste: All die herrlichen süßen Dinge wie Cheesecake, Butterscotch und Milchgebäck. Dazu Früchte wie Aprikose, Mandarine und Birne mit Milchschokolade  und Nuss. Der Antritt is angenehm würzig, die Textur würde ich als buttrig beschreiben. Super, gefällt mir wahnsinnig gut.

Finish: Mittellang und verhältnismäßig würzig. Herbe Schokolade, Orangenzeste, Aprikose und Nutmeg.

 

Fazit: Würde es diesen Whisky zu kaufen geben hätte ich mir wahrscheinlich direkt eine Flasche gekauft! Wow, der Whisky hat bei mir voll ins Schwarze getroffen! 

 

3. Sherry Cask Sample (61,9%)

Nosing: Das Käsekuchenaroma habe ich auch hier, wenn auch deutlich dezenter aber es ist durchaus im Hintergrund spürbar. Tolle Frucht mit reifen Aprikosen und roter Grütze. Kräuter (ich hab an Almdudler gedacht), etwas Pfeffer und Eichenwürze. Nach hinten raus rotes Weingummi, Milchschokolade und ein Hauch Menthol.

Taste: Fruchtig mit Pflaume, Birne und rote Beeren (Marmelade). Süßliches Toffee, Röstaromen, dezente Kräuter.

Finish: Mittellang mit dunkler Schokolade, grasigen Aromen, Trockenfrucht und etwas Getreide.

 

Fazit: Eine interessante, fruchtige Sherryfass-Abreifung mit undefinierbarem Kräuteraroma. Gefällt mir ebenfalls, wenn auch nicht so wie der Whisky aus dem Bourbon Cask.

 

4. STR Cas Sample (61,9%)

Nosing: Eher zurückhaltend im Aroma wie ich finde. Toffee, würziger Pfeffer, helle Früchte und auch hier habe ich den Käsekuchen in der Nase. Etwas kräutrif und spritzig/säuerlich in Richtung unreife grüne Tomaten die man zu früh geerntet hat.

Taste: Klasse Röstaromen in Kombination mit süßlichem Toffee und Karamell. Die Textur ist sehr schön cremig. Gegrillter Pfirsich mit Ahornsirup übergossen und flambiert, süßliches gebäck mit Honig und dunkle Schokolade. Im Hintergrund dezent florale Aromen.

Finish: Mittellang und nun deutlich trockener. Pfirsich, warmes Malz, leicht grasig und floral.

 

Fazit: Nochmals etwas süßer und deutlich trockener als der aus dem Bourbonfass. Die Röstaromen gefallen mir in Kombination mit der Süße und Frucht sehr gut.


Fazit und Dankeschön

Man darf auf den ersten Whisky von Lindores Abbey gespannt sein und ehrlich gesagt kann ich es persönlich nach dem Tasting kaum noch erwarten. Der Whisky aus dem Bourbonfass war für mich ein absolutes Highlight. Diese cremige Textur, die süßlichen Aromen in Kombination mit dem Käsekuchen und Frucht sowie Kräutern sind einmalig und haben mich echt vom Hocker gehauen! Insgesamt finde ich hat der Whisky bereits jetzt einen guten Wiedererkennungswert, denn wie ich finde konnte man in jedem der Samples (bis auf vielleicht im New Make) ein leicht käsiges und kräutriges Aroma identifizieren, was ich so bei zuvor noch keinem Whisky wahrgenommen habe. 

 

Ich fand es ebenfalls interessant wie sehr sich das Arome nach dem Einschütten im Glas noch entwickelt hat. Ich gebe zu dass ich Anfangs sehr enttäuscht war, denn bis auf bei dem Sherryfass hatte ich zu Beginn kaum Aroma im Glas. Nach knapp 10 Minuten hat sich dies jedoch deutlich geändert und insbesondere der Whisky aus dem Bourbonfass hat deutlich aufgemacht!

 

Mein Dank geht an die Prineus GmbH für die Einladung zu diesem tollen Erlebnis, welches mir sehr viel Spaß bereitet und mich in die Welt des Lindores Abbey's Whisky eingeführt hat!

 

Schließen möchte ich diesen Beitrag mit den Worten von Grüner Drew McKenzie: "Whisky is for drinking" - ich hoffe, dass der erste Whisky von Lindores Abbey aufgemacht und getrunken wird und nicht nur in die Hände von Sammlern und Flippern gerät. 

 

Cheers, Tim