27. Februar 2018
Mit dem Glenmorangie Spios präsentierte die Brennerei erst vor kurzem das bereits neunte Mitglied der Private Edition, eine Serie exklusiver, streng limitierter und vielfach ausgezeichneter Whiskys. Für den Spios zeigte sich Dr. Bill Lumsden, der Director of Distilling, dieses Mal äußerst experimentierfreudig, denn diese Abfüllung wurde nicht etwa mit einem Rye-Finish versehen, sondern man entschied sich gleich für eine vollständige Reifung in ehemaligen Rye-Whiskeyfässern aus Kentucky, die zuvor nur einmal benutzt wurden. Eine Seltenheit!
Im frühen 20. Jahrhundert erfreute sich der prägnant würzige und robuste amerikanische Roggenwhiskey großer Beliebtheit, während dieser heute nur noch vergleichsweise selten produziert wird. Umso spannender und überraschender das Experiment, den Whisky vollständig in solchen Fässern reifen zu lassen und den markanten, robusten und würzigen Charakter des Ryes auf die für Glenmorangie typischen eleganten und lieblichen Noten los zu lassen.
Auch der Name, Spios könnte nicht treffender gewählt sein, denn Spios ist das gälische Wort für Würze/Gewürz. So nun aber rein in die Verkostung. Ich bin wirklich gespannt wie ein Flitzebogen, wie sich die vollständige Reifung im Rye-Fass verhält.
Der Einfluss des Rye-Fasses wird deutlich, hält sich aber doch auch zurück. Es ist schon der Malt Whisky Charakter da, der nicht überlagert wird. Es zeigt sich süßlicher Roggen, zu dem sich frisches Gras/Heu-Aromen und Karamell gesellen. Später Getreide, Eiche, Kräuter und leicht säuerliche grüne Äpfel sowie Grapefruit. Ich meine noch einen Hauch Klebstoff/Lösungsmittel zu riechen, der aber wirklich nur gering ausfällt. Insgesamt in der Nase noch recht verhalten.
Der Spios zeigt zu Beginn eine kräftige, dominierende Würze die sich mit süßlicher Vanille, Malz und Eiche verbindet. Erinnert mich ein wenig an eine Scheibe Roggenbrot mit Karamellsirup. Etwas Mandeln, fast sogar schon eher Marzipan und die Noten des Glenmorangie Original kommen leicht durch. Ich muss sagen, die angegeben Kirschen kann ich hier nicht wiederfinden.
Mittellang. Zu Beginn noch leicht süßlicher Vanille im Wechselspiel mit Vanille, welches aber schnell durch Eichenholz abgelöst wird. Nun mehr Zitrus und herbe Bitterorangen.
Diese Abfüllung von Glenmorangie hat Dank des Rye-Fasses ordentliche Ecken und Kanten bekommen und ist keineswegs lieblich und schmeichelhaft. Aber genau das gefällt mir recht gut an dieser Abfüllung mit ihrem wohl einzigartigen Lebenslauf! Der Rye drückt hier eindeutig seinen Charakter auf, überlagert aber die typischen Glenmorangie Aromen nicht vollständig. Eine Verkostung die mir Spaß gemacht hat. Doch ob ich nun unbedingt eine Flasche des Spios im Regal stehen haben muss? Doch eher nein für den Preis von knapp EUR 85! Der Preis ist m.E. nicht wirklich gerechtfertigt!
Bewertung | |
Whisky-Helden | 10.5 of 15 drams (Guter Whisky, den es Spaß macht zu verkosten) |
Whiskybase | Rating |
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Tasting Notes meinwhisky.com | |
Videoverkostung Pat Hock Whisky |
Factsheet | Region: Highlands |
Abfüller: Glenmorangie | |
Reifungszeit: NAS | |
Fass: ex Rye-Whiskey | |
Finish: nein | |
Alkohol: 46 % | |
Farbstoff: ja | |
Kältefiltration: nein | |
Preis: ca. 85 EUR |