11. November 2018
Dies ist ein unabhängiger Bericht der Whisky-Helden über die Produkte von Stauning Danish Whisky, der mein eigenes Empfinden und meinen persönlichen Eindruck schildert. Die Samples wurden mir durch die Dänische Botschaft Berlin für diesen Artikel zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte!
Das Hobby zum Beruf machen und nur das zu tun, was einem Spaß macht. Ein Traum, der bereits in vielen Köpfen existierte, dessenUmsetzung jedoch meistens an Mut, liquiden Mitteln und dem damit einhergehende Risiko scheiterte. Anders bei Stauning Whisky! Werfen wir einen Blick auf die Geschichte der noch jungen Destillerie aus der Kommune Ringkobing-Skjern im dänsichen Westjütland.
"It's easy to make whisky. But it's hard to get it to taste good"
Die Idee, dänischen Single Malt zu produzieren, entstand im Jahr 2005 im Kopf von Martin und ist dem Radio zu verdanken. Martin war gerade auf dem Weg zu einem Familienwochenende in Langeland, als er gespannt einer Sendung über Whisky im Radio zuhörte und sich anschließend die Frage stellte, warum eigentlich niemand dänischen Single Malt Whisky produzierte. Noch am selben Wochenende teilte Martin seine Gedanken mit seinem Bruder Lasse und es wurden die ersten Freunde angerufen, ob Interesse bestünde, in der Freizeit Whisky zu brennen. Diese waren sofort von der Idee begeistert und nur wenige Wochen später, kamen 13 Freunde zusammen, von denen abschließend 9 dem Projekt eine Chance geben wollten - der Startschuss von Stauning Whisky!
Die Gründer bestehen aus vier Ingenieuren, einem Lehrer, einem Koch, einem Metzger, einem Pilot und einem Arzt. Auch wenn die Berufe unterschiedlicher nicht sein konnten, eine Eigenschaft hatten alle gemeinsam: Keiner der 9 Freunde wusste wie man Whisky herstellte. Kurzentschlossen begann man sich mit der Whiskyproduktion auseinanderzusetzen und las sich in Fachliteratur ein. Am Ende des Studiums träumte man davon einen Whisky zu produzieren, der in etwa den rauchigen Whiskys von der Insel Islay entsprach.
Das alte Schlachthaus
Da das Geld knapp war, stellte der Metzger unter Ihnen sein Schlachthaus für die Umsetzung bereit, welches in Eigenregie zu einer Mini-Brennerei umgebaut wurde. So wurde der alte Fleischwolf zur Getreidemühle umfunktioniert, der Beizbottich zur Gährung genutzt und der Räucherofen nicht mehr mit Fleisch, sondern mit Getreide gefüllt. Das Herzstück der Brennerei, die beiden kleinen Pot-Stills, wurden von einem Kupferschmied in Spanien hergestellt. Im August 2006 wurden die Pot-Stills zum ersten Mal befeuert und die ersten Tropfen flossen heraus und schmeckten besser als erwartet....
"What's this you've made? This has real potential. It reminds me of Ardbeg from the 1970's"
Noch im selben Jahr hatten die 9 Freunde die Chance, im Rahmen einer Veranstaltung des dänsichen Whisky Importeurs Mac Y, ihr Destillat dem Whiskykritiker Jim Murray vorzustellen. Dieser war begeistert und bescheinigt dem Spirit ein großes Potential und verglich es mit einem Ardbeg der 70er Jahre. Einen besseren Vergleich hätte es wohl für die 9 Freunde nicht geben können und die Motivation war groß. Ein guter Zeitpunkt darüber nachzudenken, ob aus dem Hobby nun mehr werden sollte. Die geplante Produktion von 200-400 Liter sollte nun auf 6.000-8.000 Liter erhöht werden. Das alte Schlachthaus hatte seinen Teil beigetragen und war für die neuen Pläne zu klein. Nach zahlreichen Bankgesprächen war man im Jahr 2007 soweit und kaufte eine Farm in der Nähe von Stauning, die nun in der Freizeit zu einer Whiskybrennerei umgebaut wurde.
Im Mai 2009 war der Umbau abgeschlossen und man konnte mit dem Brennen beginnen. Mogen war mittlerweile als Master Distiller angestellt und die ersten Fässern wurden abgefüllt. Im Jahr 2011 wurden das Destillat in Flaschen gefüllt und als "Young Rye" verkauft. Es dauerte nich lange, bis der Young Rye in den angesagtesten Bars und Restaurants in Dänemark auf der Karte stand.
Der erste Single Malt wurde am 30. Juni 2012 released. Ein Jahr später traf man sich zu einem Meeting mit Distill Ventures, die von Diageo den Auftrag erhalten hatten, eine Brennerei zu finden, in der es sich zu investieren lohnte. Die Wahl viel auf die kleine Destillerie aus West Jutland. Nur 2 Jahre später unterzeichnete man den Vertrag mit Diageo und Distill Ventures und die Expansion konnte beginnen.
Die Gerste und der Roggen werden von Feldern an der dänischen Westküste bezogen und die Brennerei verfügt über eigene Maltingfloors. Für den Rye-Mash wurde eine eigene Art von Mash-Tun hergestellt. Die Stills gehören in der Whiskywelt zu den weltweit kleinsten und garantieren dem Destillat einen möglichst langen Kontakt mit dem Kupfer. Alle Stills werden mit offener Flamme direkt befeuert, um dem Whisky einen öligen und fruchtigen Charakter zu verleihen. Die Brennerei hat aktuell 5 Still (3 wash und 2 spirit stills). Die Wash-Stills haben ein Fassungsvermögen von jeweils 1.000 Litern, die Spirit-Stills ein Volumen von jeweils 600 Litern.
Der Stauning Kaos ist eine Mischung aus dem Stauning Traditional, Stauning Peat und Stauning Rye. Der im Kaos enthaltene Whisky stammt sowohl aus first-fill ex-Bourbon Fässern als auch aus Virgin American white Oak Fässern. Die Auflage beträgt 2.300 Flaschen.
Das Aroma ist sofort da und liefert schöne Raucharomen mit Kräutern und Eichenholz die sich schnell mit Getreide und leichtem Honig-Topping mischen. Meines Erachtens kann ich hier eine wenn auch dezente medizinische Noten vernehmen. Gefällt mir. Eine ausdrucksstarke Nase.
Auch im Mund sind die kräutrigen Raucharomen da. Der Rauch geht in Richtung kalter Asche mit leichtem Jodaroma. Dahinter süßliches Getreide, Nougat und dezente Tropenfrüchte. Recht mild mit einer zurückhalten Würze und speichelanregend. Der Whisky überzeugt mit seiner Struktur und die drei Fässer harmonieren gut miteinander.
Ein langer Abgang bestehend aus einem Mix aus Rauch, Eiche, Vanille und Getreide. Der rote Faden der Aromen endet hier. Der Whisky hält, was er in der Nase verspricht.
Der Stauning Young Rye besteht sowohl aus Roggen als auch Gerstenmalz. Anders als bei amerikanischen oder kanadischen Rye wird der Roggen jedoch vor der Destillation gemalzt - dies machte den Stauning Young Rye besonders, denn diese Kombination dürfte nicht häufig in der Whiskywelt anzutreffen sein.
In der Nase dominiert das Getreide mit einer schönen Honigsüße. Es gesellen sich Gewürze und erfrischende Heu- und Minzaromen hinzu. Nach hinten raus dezente Rosinendüfte mit einer leicht modrigen Holznote sowie mineralischen Einschlägen.
Im Taste ist die Süße nun nicht mehr ganz so prägnant. Es stehen eher die Gewürze und der Holzeinfluss im Vordergrund, die dem Whisky eine recht trockenen Note mitgeben. Es folgt Zartbitterschokolade mit Rosinen und einer gewissen erfrischenden Minznote. Mir gefällt die ölige Textur , jedoch fehlt mir hier irgendwie der Kick. Grundsolide aber wenig spektakulär. Das liegt wahrscheinlich noch am jungen Alter.
Auch im Abgang recht würzig mit kräftigen Holzaromen. Auch hier kommt die Trockenheit zum Vorschein. Ebenso die bitteren Aromen wie etwa Espresso und Zartbitterschokolade. Die Süße hält sich sich im Abgang insgesamt ein wenig zurück.